Schwitzen ist eine lebenswichtige Funktion des Körpers, es reguliert die Temperatur und spielt eine Rolle im Stoffwechsel. Doch was passiert, wenn der Körper weit mehr Schweiß produziert, als er tatsächlich benötigt? Genau das ist bei der Hyperhidrose der Fall. Menschen, die unter dieser Erkrankung leiden, schwitzen übermäßig stark, selbst in Ruhe, ohne Sport oder Hitze. Das krankhafte Schwitzen tritt häufig an bestimmten Körperstellen wie den Achseln, Händen, Füßen, im Gesicht oder sogar am ganzen Körper auf.
Für Betroffene bedeutet Hyperhidrose weit mehr als ein reines körperliches Symptom. Sichtbare Schweißflecken oder Tropfen im Gesicht können zu erheblichem Leidensdruck führen. Alltag, Beruf und soziale Kontakte werden dadurch massiv beeinträchtigt. Viele ziehen sich zurück, meiden Händeschütteln oder helle Kleidung und entwickeln mit der Zeit ein geringeres Selbstwertgefühl. Moderne, schonende Methoden können helfen, die übermäßige Schweißproduktion nachhaltig zu reduzieren und den Patienten ein Stück Lebensqualität zurückzugeben.
Dieser Artikel erklärt, was Hyperhidrose genau ist, welche Ursachen und Symptome typisch sind, wie die Diagnose gestellt wird und welche Behandlungsmöglichkeiten von konservativen Maßnahmen bis hin zu chirurgischen Eingriffen existieren.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Hyperhidrose ist krankhaftes Schwitzen, das unabhängig von Temperatur oder körperlicher Anstrengung auftritt.
- Sie kann lokal (z. B. Achseln, Hände, Füße) oder am ganzen Körper vorkommen und schränkt die Lebensqualität deutlich ein.
- Ursachen unterscheiden sich zwischen primärer (genetisch/nervlich bedingt) und sekundärer Hyperhidrose (Folge von Krankheiten oder Medikamenten).
- Es gibt vielfältige Therapien: von Antitranspiranten über Medikamente, Botox und Iontophorese bis hin zu chirurgischen Eingriffen.
- Mit einer professionellen Diagnose und der richtigen Behandlung können Betroffene ihre Symptome effektiv kontrollieren und Lebensqualität zurückgewinnen.
Was ist Hyperhidrose?
Hyperhidrose beschreibt eine Erkrankung, bei der der Körper weit mehr Schweiß produziert, als für die Temperaturregulation nötig wäre. Während normales Schwitzen eine natürliche und gesunde Reaktion ist, erfolgt das Schwitzen bei Hyperhidrose unabhängig von Hitze, Sport oder körperlicher Anstrengung. Typisch ist, dass Betroffene selbst in Ruhe oder bei kühlen Temperaturen auffällig stark schwitzen.
Medizinische Definition & Abgrenzung
Der Begriff „Hyperhidrose“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „übermäßiges Wasser“. Medizinisch wird darunter eine Störung der Schweißdrüsen verstanden, bei der die Aktivität der Schweißproduktion übermäßig gesteigert ist. Mediziner unterscheiden klar zwischen Hyperhidrose und anderen Formen von Schweißstörungen wie der Anhidrose (völliges Fehlen von Schweißbildung) oder einer sekundären Schweißzunahme durch fieberhafte Infekte.
Formen der Hyperhidrose: lokal vs. generalisiert
Hyperhidrose lässt sich je nach Verteilung des Schwitzens in zwei Hauptformen einteilen:
- Lokalisierte Hyperhidrose: Hier ist das Schwitzen auf bestimmte Körperregionen begrenzt, wie etwa Achseln (axillär), Handflächen (palmar), Fußsohlen (plantar) oder Stirn/Gesicht. Diese Form ist besonders häufig und belastend, da sie im Alltag direkt sichtbar ist.
- Generalisierte Hyperhidrose: Bei dieser selteneren Variante ist der gesamte Körper betroffen. Sie tritt häufig im Rahmen anderer Erkrankungen oder hormoneller Veränderungen auf und bedarf einer gründlichen medizinischen Abklärung.
Häufigkeit & wer besonders betroffen ist
Schätzungen zufolge leiden in Deutschland zwischen 2 und 3 Prozent der Bevölkerung unter Hyperhidrose. Studien zeigen, dass die Erkrankung oft bereits im Kindes- oder Jugendalter beginnt und ohne Behandlung ein Leben lang bestehen bleiben kann. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen, allerdings treten die Symptome bei Frauen etwas häufiger auf. Besonders auffällig ist, dass die Hyperhidrose in vielen Fällen familiär gehäuft vorkommt.
Ursachen von übermäßigem Schwitzen
Die Gründe für Hyperhidrose sind vielfältig und nicht in jedem Fall eindeutig bestimmbar. Grundsätzlich unterscheiden Fachärzte zwischen einer primären Hyperhidrose, die ohne erkennbare Vorerkrankung auftritt, und einer sekundären Hyperhidrose, die durch andere Krankheiten oder äußere Faktoren ausgelöst wird. Diese Differenzierung ist entscheidend, da sie den Therapieansatz beeinflusst, denn während die primäre Form oft durch lokale oder chirurgische Verfahren behandelt wird, muss bei der sekundären Hyperhidrose zunächst die zugrunde liegende Ursache therapiert werden.
Primäre Hyperhidrose: genetisch & nervlich bedingt
Die primäre Hyperhidrose ist die häufigste Form. Sie tritt meist bereits im Kindes- oder Jugendalter auf und zeigt sich vor allem an den Händen, Füßen, Achseln oder im Gesicht.
- Genetische Faktoren: Studien legen nahe, dass eine familiäre Häufung besteht; Betroffene berichten oft von weiteren Fällen in der Familie.
- Nervliche Überaktivität: Hauptursache ist eine Überstimulation des sympathischen Nervensystems. Dieses steuert die Schweißdrüsen, und bei Betroffenen sind die Nervenreize übermäßig stark.
- Verstärkende Einflüsse: Emotionale Belastungen wie Stress, Nervosität oder Angst können das Schwitzen verstärken. Viele Patienten berichten, dass die Schweißproduktion in sozialen Situationen wie Bewerbungsgesprächen oder Vorträgen besonders stark auftritt.
Sekundäre Hyperhidrose: Folge anderer Erkrankungen oder Medikamente
Bei der sekundären Hyperhidrose ist das übermäßige Schwitzen ein Symptom einer zugrunde liegenden Störung. Diese Form kann in jedem Lebensalter neu auftreten und sollte immer ärztlich abgeklärt werden.
- Hormonelle Erkrankungen: z. B. Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes mellitus, hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren.
- Infektionen und systemische Erkrankungen: etwa Tuberkulose, Grippe, rheumatische Krankheiten oder Krebserkrankungen.
- Neurologische Störungen: wie Parkinson oder bestimmte Nervenerkrankungen.
- Medikamente: Bestimmte Präparate wie Antidepressiva, Kortison oder Schilddrüsenhormone können als Nebenwirkung starkes Schwitzen auslösen.
- Substanzen: Alkohol, Nikotin oder übermäßiger Koffeinkonsum verstärken die Schweißproduktion ebenfalls.
Risikofaktoren, die Hyperhidrose begünstigen
Auch wenn Hyperhidrose nicht immer durch Risikofaktoren erklärbar ist, gibt es bestimmte Einflüsse, die das Auftreten begünstigen können:
- Übergewicht, das die Wärmeproduktion des Körpers erhöht
- Hoher Stresslevel oder psychische Belastungen
- Enge, synthetische Kleidung, die die Schweißabgabe behindert
- Ungünstige Ernährungsgewohnheiten, z. B. sehr scharfe Speisen oder Alkohol
Symptome & Auswirkungen im Alltag
Die Symptome treten unabhängig von Hitze oder körperlicher Aktivität auf und können für Betroffene sehr belastend sein. Neben den körperlichen Anzeichen spielen auch psychologische und soziale Faktoren eine große Rolle, die die Lebensqualität erheblich einschränken.
Typische Anzeichen von Hyperhidrose
- Plötzliches, starkes Schwitzen ohne erkennbaren Anlass, auch in Ruhe oder bei niedrigen Temperaturen
- Lokalisierte Schweißbildung, häufig an Achseln, Handflächen, Fußsohlen, Gesicht oder Kopfhaut
- Generalisierte Schweißbildung am gesamten Körper, seltener, aber besonders belastend
- Verstärktes nächtliches Schwitzen unabhängig von Raumtemperatur oder Bettwäsche
- Begleiterscheinungen, wie Hautirritationen, Ekzeme oder Infektionen durch das feuchte Hautmilieu
Viele Betroffene berichten, dass sie Kleidung mehrfach täglich wechseln müssen, um sichtbare Schweißflecken zu kaschieren. Auch technische Geräte wie Smartphones oder Laptops können durch schweißnasse Hände schwerer zu bedienen sein.
Schweregrade der Hyperhidrose
- Grad I: Leicht vermehrte Hautfeuchtigkeit, kleinere Schweißflecken (5–10 cm), keine gravierenden Einschränkungen im Alltag.
- Grad II: Sichtbare Schweißperlen, größere Schweißflecken (10–20 cm), häufiges Umziehen notwendig, erste Einschränkungen im Beruf und sozialen Leben.
- Grad III: Starker Schweißfluss mit Tropfenbildung, Schweißflecken >20 cm, dauerhafte Hautreizungen und massive Beeinträchtigung des täglichen Lebens.
Psychosoziale Belastung & Einschränkung der Lebensqualität
Hyperhidrose ist mehr als ein körperliches Problem. Sichtbare Schweißflecken oder feuchte Hände führen oft zu Scham und Unsicherheit. Typische Folgen sind:
- Vermeidung von Handschlägen oder Umarmungen
- Angst vor öffentlichen Situationen, z. B. Vorträgen oder Meetings
- Einschränkungen bei der Berufswahl, insbesondere in Berufen mit Kundenkontakt
- Partnerschaftliche und intime Probleme durch Unsicherheit oder Scham
- Erhöhtes Risiko für Angststörungen oder depressive Verstimmungen
Die psychosozialen Folgen dürfen nicht unterschätzt werden. Für viele Betroffene ist die Hyperhidrose ein Tabuthema, das sie lange nicht offen ansprechen. Erst eine professionelle Diagnose und gezielte Therapie schaffen Erleichterung und steigern die Lebensqualität.
Diagnose bei Hyperhidrose
Damit eine Hyperhidrose zuverlässig diagnostiziert und von normalem Schwitzen abgegrenzt werden kann, ist eine ärztliche Untersuchung unerlässlich. Der erste Schritt ist in der Regel ein ausführliches Gespräch, in dem der Arzt die Beschwerden und deren Ausmaß erfasst. Anschließend können spezielle Tests eingesetzt werden, um die Schwere der Erkrankung zu bestimmen und andere Ursachen auszuschließen.
Ärztliche Fachbereiche & erste Anlaufstellen
Da Hyperhidrose sowohl dermatologische als auch neurologische und endokrinologische Ursachen haben kann, gibt es unterschiedliche Fachrichtungen, die in die Diagnostik eingebunden werden können:
- Hausarzt: Erste Anlaufstelle, Überweisung an Spezialisten möglich
- Dermatologe (Hautarzt): Experte für Hauterkrankungen, meist zuständig für Diagnose und Therapie
- Neurologe: Bei Verdacht auf nervliche Ursachen oder Schädigungen
- Endokrinologe: Spezialist für hormonelle Störungen wie Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes
- Plastische und ästhetische Chirurgie: Ansprechpartner, wenn konservative Therapien nicht ausreichen und minimal-invasive oder chirurgische Eingriffe sinnvoll sind
Anamnese & klinische Tests
Bei der Anamnese stellt der Arzt Fragen zu Beginn, Dauer, Häufigkeit und Lokalisation des Schwitzens. Auch begleitende Symptome oder familiäre Häufungen werden erfasst. Anschließend können Tests helfen, das Ausmaß der Hyperhidrose zu objektivieren:
- Jod-Stärke-Test (Minor-Test): Betroffene Hautstellen werden mit Jod und Stärke behandelt. Wenn Schweiß austritt, verfärbt sich die Haut dunkel. So können die betroffenen Regionen exakt sichtbar gemacht werden.
- Gravimetrie: Mit speziellen Messpapieren wird die Menge des ausgeschiedenen Schweißes über einen definierten Zeitraum gewogen. Diese Methode ist besonders hilfreich, um den Erfolg einer Therapie zu dokumentieren.
- Skalen und Fragebögen: Ergänzend kommen standardisierte Skalen zum Einsatz, mit denen die subjektive Belastung der Patienten bewertet wird.
Behandlungsmöglichkeiten gegen starkes Schwitzen
Die Therapie der Hyperhidrose richtet sich nach der Schwere der Symptome, der betroffenen Körperregion und den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Ein einheitlicher Behandlungsweg existiert nicht, vielmehr wird häufig ein Stufenplan verfolgt. Zunächst werden konservative Maßnahmen ausprobiert, anschließend können medikamentöse oder minimal-invasive Methoden eingesetzt werden. In besonders schweren Fällen ist ein chirurgischer Eingriff sinnvoll.
Vergleich der Behandlungsmethoden
| Behandlungsmethode | Wirkung | Dauer/Erfolg | Risiken/Nachteile | Geeignet für |
| Antitranspirante | mild bis moderat | kurzfristig, tägliche Anwendung | Hautreizungen | leichte Hyperhidrose |
| Medikamente (Anticholinergika) | systemisch, auch generalisiert | temporär, nur bei Einnahme | Nebenwirkungen, nicht für Dauer | moderate bis schwere Fälle |
| Iontophorese | lokal (Hände/Füße) | dauerhaft bei regelmäßiger Anwendung | zeitintensiv, Unannehmlichkeit | palmar/plantar Hyperhidrose |
| Botox-Injektionen | stark wirksam | 6–9 Monate, wiederholbar | Kosten, Schmerzen bei Injektion | Achseln, Hände, Füße, Stirn |
| Mikrowellen/Radiofrequenz | dauerhaft | langfristig | Kosten, Hautreizungen | Achselregion |
| Schweißdrüsenabsaugung | dauerhaft | langfristig | OP-Risiken, Narben | v. a. Achseln |
| Sympathektomie | dauerhaft | endgültig | Komplikationen möglich | schwere Ausnahmefälle |
Stufenplan der Therapie: von konservativ bis chirurgisch
Das Ziel jeder Behandlung ist es, die Schweißproduktion zu reduzieren und den Patienten dadurch mehr Sicherheit und Lebensqualität im Alltag zu geben. Dabei gilt, je stärker die Symptome, desto intensiver die Maßnahmen.
Antitranspirante & medizinische Hautpflege
Antitranspirante sind häufig die erste Behandlungslinie. Sie enthalten Wirkstoffe wie Aluminiumchlorid, die die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verschließen.
- Vorteil: einfache Anwendung, geringe Kosten, rezeptfrei erhältlich
- Nachteil: Wirkung oft nur bei milder Hyperhidrose ausreichend, mögliche Hautreizungen
Medikamentöse Therapie (z. B. Anticholinergika)
Bei stärkerer Hyperhidrose kommen systemisch wirkende Medikamente infrage. Dazu gehören Anticholinergika, die die Signalübertragung im Nervensystem blockieren und so die Aktivität der Schweißdrüsen hemmen.
- Vorteil: kann auch bei generalisierter Hyperhidrose wirksam sein
- Nachteil: mögliche Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Müdigkeit, Herzrasen, daher meist keine Dauertherapie
Iontophorese bei Händen & Füßen
Die Leitungswasser-Iontophorese ist eine bewährte Therapie bei palmarer (Hände) und plantarer (Füße) Hyperhidrose. Dabei werden die betroffenen Körperteile in Wasserbäder gelegt, durch die ein schwacher Gleichstrom fließt.
- Wirkung: Erhöhung der Reizschwelle der Schweißdrüsen, weniger Aktivität
- Vorteil: langfristige Wirkung bei regelmäßiger Anwendung
- Nachteil: zeitaufwendig, anfänglich mehrere Sitzungen pro Woche erforderlich
Botox-Injektionen
Eine besonders effektive Methode ist die Injektion von Botulinumtoxin (Botox). Der Wirkstoff blockiert die Nervenimpulse, die die Schweißdrüsen aktivieren.
- Wirkung: sehr effektiv, hält 6–9 Monate an
- Einsatzgebiete: besonders Achseln, aber auch Hände, Füße oder Stirn
- Vorteil: schnelle Ergebnisse, minimal-invasiv
- Nachteil: regelmäßige Wiederholung notwendig, Kosten müssen meist selbst getragen werden
Minimal-invasive Methoden: Mikrowellen, Radiofrequenz, Laser
Neue Technologien zielen darauf ab, die Schweißdrüsen dauerhaft zu zerstören, ohne große chirurgische Eingriffe:
- Mikrowellentherapie (z. B. miraDry): gezielte Erhitzung und Zerstörung der Schweißdrüsen im Achselbereich
- Radiofrequenz oder Laser: ähnliche Verfahren, die mit Energieabgabe die Schweißdrüsen veröden
- Vorteil: dauerhafte Reduktion, ambulant durchführbar
- Nachteil: begrenzte Verfügbarkeit, mögliche Hautreizungen, höhere Kosten
Operative Verfahren: Schweißdrüsenabsaugung & Sympathektomie
- Schweißdrüsenabsaugung (Saugkürettage): Schonendes Absaugen der Schweißdrüsen aus der Achselregion. Hohe Erfolgsrate, dauerhafte Wirkung.
- Resektion: Chirurgische Entfernung von Hautarealen mit hoher Schweißdrüsendichte. Wirksam, aber invasiver.
- Endoskopische thorakale Sympathektomie (ETS): Durchtrennung von Nervensträngen, die für die Schweißdrüsenaktivität verantwortlich sind. Nur in schweren Ausnahmefällen empfohlen, da Komplikationen (z. B. kompensatorisches Schwitzen) auftreten können.
Lebensstil & unterstützende Maßnahmen
Neben medizinischen und chirurgischen Behandlungen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den Alltag mit Hyperhidrose durch gezielte Anpassungen zu erleichtern. Diese Maßnahmen ersetzen keine Therapie, können aber die Beschwerden spürbar lindern und die Lebensqualität verbessern.
Alltagstipps: Kleidung, Ernährung, Stressmanagement
- Kleidung: Atmungsaktive Stoffe wie Baumwolle oder Funktionsfasern sind besser geeignet als synthetische Materialien, die Feuchtigkeit stauen. Dunkle oder gemusterte Kleidung kann Schweißflecken kaschieren.
- Ernährung: Scharfe Gewürze, Alkohol und übermäßiger Koffeinkonsum regen die Schweißproduktion an. Eine ausgewogene, leichte Ernährung mit viel Flüssigkeit kann Beschwerden reduzieren.
- Stressbewältigung: Stress und Nervosität sind bekannte Triggerfaktoren. Methoden wie autogenes Training, Yoga oder Atemübungen können helfen, das vegetative Nervensystem zu beruhigen.
Was kann man selbst tun, um starkes Schwitzen zu reduzieren?
- Regelmäßiges Duschen, ggf. mehrmals täglich bei starker Schweißproduktion
- Trocknende Körperpuder oder medizinische Deos verwenden
- Ersatzkleidung oder kleine Handtücher für unterwegs bereithalten
- Schuhe aus Leder oder atmungsaktiven Materialien tragen, Socken regelmäßig wechseln
- Stressausgleich durch Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Spaziergänge
- Flüssigkeitszufuhr sichern, um den Wasserhaushalt trotz Schweißverlust im Gleichgewicht zu halten
Rolle von Hygiene & Hautpflege
Ein feuchtes Hautmilieu begünstigt Infektionen wie Fußpilz oder bakterielle Hautreizungen. Deshalb ist eine gezielte Pflege besonders wichtig:
- Pflegende Cremes oder Sprays mit antibakteriellen und feuchtigkeitsregulierenden Inhaltsstoffen unterstützen die Hautbarriere.
- Urea-haltige Produkte verhindern übermäßige Verhornungen und schützen vor Rissen, die Infektionen begünstigen könnten.
- Fuß- und Handpflege sollte regelmäßig erfolgen, um das Risiko von Pilzinfektionen und Hautentzündungen zu minimieren.
Wann ist eine Behandlung sinnvoll?
Nicht jede Form des Schwitzens ist krankhaft und nicht jeder Schweißausbruch erfordert sofort eine medizinische Therapie. Eine Behandlung ist immer dann sinnvoll, wenn die Beschwerden den Alltag, das Berufsleben oder das seelische Wohlbefinden stark belasten.
Medizinische Indikationen
Eine Therapie sollte in Betracht gezogen werden, wenn:
- das Schwitzen ohne erkennbaren Grund und unabhängig von Temperatur oder Aktivität auftritt
- es zu häufigen Hautirritationen, Ekzemen oder Infektionen kommt
- Schweißmengen so stark sind, dass Kleidung oder Schuhe mehrfach am Tag gewechselt werden müssen
- berufliche Tätigkeiten beeinträchtigt werden, z. B. bei der Bedienung von Computern oder Werkzeugen
Ästhetische und psychologische Gründe
Auch ohne medizinische Komplikationen kann die Belastung durch Hyperhidrose enorm sein. Viele Patienten empfinden sichtbare Schweißflecken oder nasse Hände als peinlich und ziehen sich sozial zurück. Typische Folgen sind:
- Vermeidung sozialer Kontakte oder Berührungen
- sinkendes Selbstbewusstsein und geringeres Wohlbefinden
- Partnerschaftliche Schwierigkeiten oder Angst vor Intimität
In solchen Fällen ist eine Behandlung ebenfalls gerechtfertigt, da sie das seelische Gleichgewicht wiederherstellen kann.
Kosten & Kostenübernahme bei Hyperhidrose-Behandlungen
Die Frage nach den Kosten ist ein entscheidender Aspekt für viele Betroffene. Während einige konservative Maßnahmen vergleichsweise günstig sind, können minimal-invasive oder operative Eingriffe deutlich höhere Ausgaben verursachen.
Typische Behandlungskosten im Überblick
- Antitranspirante/medizinische Hautpflege: ab ca. 5 – 25 Euro pro Produkt
- Botox-Injektionen: etwa 300 – 1.000 Euro pro Behandlung
- Minimal-invasive Verfahren (z. B. Mikrowellen, Radiofrequenz, miraDry): ab 1.500 – 2.500 Euro je Sitzung
- Operative Eingriffe (z. B. Schweißdrüsenabsaugung, Sympathektomie): je nach Methode und Klinik zwischen 2.000 – 8.000 Euro, in komplexen Fällen auch höher
Kostenübernahme durch Krankenkassen
- Konservative Therapien (z. B. Antitranspirantien, Medikamente) werden selten vollständig von gesetzlichen Krankenkassen übernommen, insbesondere wenn sie als ästhetische Leistungen gelten.
- Operative Eingriffe können unter bestimmten Voraussetzungen von der Krankenkasse übernommen werden, etwa bei nachgewiesener erheblicher gesundheitlicher Beeinträchtigung.
- Da die Regelungen je nach Krankenkasse und individuellen Voraussetzungen variieren, empfiehlt es sich, vor Beginn der Behandlung einen Kostenvoranschlag einzuholen und eine Klärung der Kostenübernahme mit der Versicherung durchzuführen. Viele Praxen bieten auch Finanzierungs- oder Ratenzahlungsmodelle an, um Betroffenen den Zugang zu ermöglichen.
Fazit: Hyperhidrose behandeln & Lebensqualität zurückgewinnen
Hyperhidrose, das krankhafte und oft unkontrollierbare Schwitzen ohne Anstrengung, ist weit mehr als ein kosmetisches Problem. Für Betroffene bedeutet sie eine erhebliche Einschränkung im Alltag, im Beruf und im sozialen Leben. Die gute Nachricht ist, dass es heute zahlreiche wirksame Behandlungsmöglichkeiten gibt, von minimal-invasive Methoden bis hin zu chirurgischen Eingriffen.
Wichtig ist, dass Betroffene das Thema nicht länger als Tabu betrachten. Der erste Schritt besteht darin, die Beschwerden ärztlich abklären zu lassen, um zwischen primärer und sekundärer Hyperhidrose zu unterscheiden und die individuell passende Therapie zu finden. Wer den Mut fasst, sich beraten und behandeln zu lassen, kann seine Symptome deutlich reduzieren und gewinnt damit ein großes Stück an Selbstsicherheit und Lebensqualität zurück.
Häufig gestellte Fragen zur Hyperhidrose
Was sind die Ursachen für starkes Schwitzen am ganzen Körper ohne Anstrengung?
Starkes Schwitzen ohne körperliche Belastung kann verschiedene Ursachen haben. Bei der primären Hyperhidrose handelt es sich meist um eine Fehlsteuerung des Nervensystems, die zu einer übermäßigen Aktivität der Schweißdrüsen führt. Wenn das Schwitzen den ganzen Körper betrifft, liegt häufig eine sekundäre Hyperhidrose vor, ausgelöst durch Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes, hormonelle Veränderungen (z. B. in den Wechseljahren), Infektionen oder durch bestimmte Medikamente.
Was tun gegen Hyperhidrose am ganzen Körper?
Bei einer generalisierten Hyperhidrose ist es wichtig, die zugrunde liegende Ursache zu behandeln. Das bedeutet: Erst muss eine ärztliche Untersuchung klären, ob eine Erkrankung oder ein Medikament das Schwitzen verursacht. Ergänzend können systemische Therapien wie Medikamente (Anticholinergika) helfen. In schweren Fällen können minimal-invasive oder chirurgische Eingriffe erwogen werden, wobei diese in der Regel eher bei lokaler Hyperhidrose eingesetzt werden.
Woher weiß ich, ob ich Hyperhidrose habe?
Ein Hinweis auf Hyperhidrose ist, wenn Sie unabhängig von Temperatur oder Aktivität regelmäßig so stark schwitzen, dass es Sie im Alltag einschränkt. Typisch sind sichtbare Schweißflecken, Tropfenbildung oder das häufige Wechseln von Kleidung. Ein Arzt kann durch ein Gespräch, spezielle Tests (z. B. Jod-Stärke-Test, Gravimetrie) und die Abgrenzung zu anderen Ursachen eine klare Diagnose stellen.
Kann Hyperhidrose von selbst verschwinden?
In manchen Fällen bessert sich Hyperhidrose mit zunehmendem Alter, insbesondere wenn sie in der Pubertät begonnen hat. Häufig bleibt sie jedoch bestehen, wenn sie unbehandelt bleibt. Daher ist es sinnvoll, bei starkem Leidensdruck eine ärztliche Abklärung vorzunehmen und passende Therapien einzuleiten, anstatt auf ein spontanes Verschwinden zu hoffen.
Was fehlt dem Körper, wenn man viel schwitzt?
Übermäßiges Schwitzen führt vor allem zu einem Verlust von Wasser und Mineralstoffen wie Natrium, Kalium und Magnesium. Normalerweise kann dies durch ausreichendes Trinken und eine ausgewogene Ernährung ausgeglichen werden. Bei sehr starkem und langanhaltendem Schwitzen können jedoch Kreislaufprobleme oder Muskelkrämpfe auftreten. Eine ärztliche Abklärung stellt sicher, ob ein mineralischer oder hormoneller Mangel vorliegt.