Off-Label-Gebrauch

Der Begriff Off-Label-Gebrauch bezeichnet die Anwendung eines medizinischen Medikaments oder Produkts außerhalb der offiziell zugelassenen Indikationen, Dosierungen, Altersgruppen oder Anwendungswege. Das bedeutet, dass das Arzneimittel zwar für bestimmte Zwecke von den zuständigen Behörden wie dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassen wurde, Ärzte jedoch auch andere medizinisch sinnvolle Verwendungsweisen durchführen können, die nicht explizit in der Zulassung genannt sind.

Gründe für den Off-Label-Gebrauch

Die Entscheidung für einen Off-Label-Gebrauch kann aus unterschiedlichen Gründen getroffen werden. Häufig existiert keine zugelassene Alternative für bestimmte Erkrankungen oder Patientengruppen, sodass Ärztinnen und Ärzte auf bewährte Therapien außerhalb der Zulassung zurückgreifen. Besonders bei seltenen Erkrankungen oder im Bereich der pädiatrischen Medizin kommt das Konzept häufig zum Einsatz.

  • Therapieoptionen für seltene Erkrankungen oder spezielle Patientengruppen
  • Fehlende zugelassene Medikamente für bestimmte Indikationen
  • Neues wissenschaftliches Wissen über Wirksamkeit in weiteren Anwendungsbereichen
  • Klinische Erfahrungen und aktuelle Studienergebnisse

Rechtlicher Rahmen und Verantwortung

Der Off-Label-Gebrauch ist rechtlich in Deutschland generell erlaubt, allerdings unterliegt er strengen Voraussetzungen. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt trägt die Verantwortung für die Anwendbarkeit, Sorgfaltspflicht und Dokumentation der Therapie. Eine ausführliche und verständliche Aufklärung des Patienten ist hierbei äußerst wichtig. Zudem gelten besondere Anforderungen an die Abrechnung mit den Kostenträgern, da nicht alle Off-Label-Anwendungen automatisch erstattet werden.

Nutzen für Patienten

  • Erweiterte therapeutische Möglichkeiten, insbesondere bei seltenen Leiden
  • Zugang zu neuen, vielversprechenden medizinischen Ansätzen
  • Individuelle Anpassung der Therapie an das Patientenprofil
  • Chance auf eine wirksame Behandlung trotz fehlender Standardoptionen

Risiken und Einschränkungen des Off-Label-Gebrauchs

Während für offiziell zugelassene Anwendungen umfangreiche Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen, können diese Daten für Off-Label-Anwendungen eingeschränkt sein. Daher ist eine abwägende und umsichtige Entscheidung auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse erforderlich.

  • Möglicher Mangel an umfangreichen Studiendaten zur spezifischen Anwendung
  • Unklare Risiken und Nebenwirkungen in nicht zugelassenen Bereichen
  • Potenzielle Unsicherheiten hinsichtlich der Wirksamkeit
  • Gegebenenfalls keine oder eingeschränkte Kostenübernahme
  • Strenge Anforderungen an Information und Einwilligung der Patienten